Fahr’ zur Hölle mit der, die & das
”Deutsch ist ähnlich wie Englisch. Ich kann das ganz schnell lernen”, behaupteten zahlreiche DeutschlernerInnen zu Anfang. Stimmt das oder ist das eine große Lüge? “Hello” ist im Deutschen “Hallo”, für “house” sagt man “Haus”, “sister and brother” ist “Schwester und Bruder” und “trinken” ist das Deutsche Verb im Infinitiv für “to drink”. Sieht auf dem ersten Blick ziemlich einfach und ähnlich aus, jedoch entpuppt sich die Deutsche Sprache spätestens nach dem Erlernen der drei (!) Artikel für Nomen zum totalen Wahnsinn und wenn dazu noch die verschiedenen Fälle wie Akkusativ, Dativ und Genitiv kommen, dann ist es nur noch reine Folter. Spätestens hier nehmen die sogenannten naiven DeutschlernerInnen den Satz vom Anfang zurück. Lasst uns auf diese vermeintlich sinnlosen Artikel ein wenig auf die Spur gehen.
In Deutschland gibt es, im Gegensatz zum einzig und alleinigen englischen Artikel “the”, drei Artikel, nämlich “der”, “die” und “das”, welche das Geschlecht der Nomen kennzeichnen. “Der” ist männlich, “die” ist weiblich und “das” ist neutral. Wenn jemand ganz einfache Deutschkenntnisse hat oder gerade erst anfängt, Deutsch zu lernen, ist es offensichtlich, dass es “der Mann” und “die Frau” ist, aber “das Mädchen”? Obwohl ein Mädchen weiblich ist, hat es den neutralen Artikel “das”. Ergibt das einen Sinn? Offensichtlich nicht! Dann ist da noch “der Tisch”. Wie kann man einem bestimmten Möbelstück ein bestimmtes Geschlecht zuordnen? Sonne und Mond werden im spirituellen/yogischen/vedischen Kontext oft mit bestimmten männlichen oder weiblichen Energien in Verbindung gebracht. Sonne steht für das Männliche und Mond für das Weibliche. Im Deutschen heißt es jedoch “die Sonne” und “der Mond”. Es stellt sich die berechtigte Frage, ob es irgendwelche Regeln für die Geschlechtsbestimmung von Nomen gibt oder ob es sich insgesamt um völligen Unsinn handelt.

Betrachtet man andere Sprachen, so gibt es ebenfalls Geschlechtsspezifikationen in verschiedenen Formen. Französisch (m: “le”; w: “la”), Italienisch (m: “il”; w: “la”) und Spanisch (m: “el”; w: “la”) haben jeweils zwei Artikel für weibliche und männliche Nomen. In vielen südasiatischen Sprachen verrät die Endung der Nomen das Geschlecht, meist nur männlich und weiblich, und oft ändert sich auch entsprechend die Endung des Verbs. Die Deutschen bringen es jedoch auf eine andere Dimension, indem sie ein drittes Geschlecht – das Neutrum – hinzufügen, was die Sache nicht weniger kompliziert macht. Deutsche Muttersprachler machen (meistens, aber nicht immer!) keine Fehler bei den Artikeln. Ist das eine angeborene Sache? Und wird von Deutschlernenden erwartet, dass sie das Geschlecht aller Nomen starr auswendig lernen? Leider kann die Verwendung des falschen Geschlechts für einige Nomen einen wie einen Trottel aussehen lassen, da es die gesamte Interpretation des Satzes verändern kann. Zum Beispiel: “Bitte stellen Sie die Leiter an die Wand!”, mit dem weiblichen Nomen “die Leiter”. Wenn ausversehen der männliche Artikel für Leiter verwendet wird (der Leiter; im Akkusativ: “den Leiter”), heißt es nicht mehr Leiter, sondern Boss. Sie wollen Ihre Kollegen sicher nicht anweisen, Ihren Boss an die Wand zu stellen.
Deutsche lieben Regeln und Ordnung, aber wenn es um die Grammatik geht, kann es gegen Regeln und Ordnungen oder sogar ganz ohne Regeln und Ordnungen gehen. Oft werden jedoch Suffixe zu Geschlechtsindikatoren. Nomen, die auf -er und -ant enden, sind z.B. männliche Nomen, wobei Nomen mit den Endungen -e, -heit, -keit und -tät für das weibliche Geschlecht stehen. Die Suffixe -chen und -um stehen für neutrale Nomen. Dennoch gibt es auch bei diesen Regeln Ausnahmen, wie z.B. “Butter”, das nicht zu dieser Regel passt. Statt “der Butter” heißt es “die Butter”. Die folgende Tabelle kann als Referenz genommen werden, aber es muss beachtet werden, dass es Ausnahmen gibt.
Endung männlicher Nomen (Artikel “der”) |
-er, -är, -eur, -loge, -ist, -et, -ent, -or, -ling, -ich, -ig |
Endung weiblicher Nomen (Artikel “die”) |
-e, -ung, -schaft, -heit, -keit, -ei, -ion, -ät, -ik, -ur, -enz, -in, -ie, -a |
Endung neutraler Nomen (Artikel “das”) |
-chen, -lein, -um, -nis, -o, -ment |
Haben sich die Deutschlernenden erst einmal die Suffixe der Nomen gemerkt, kommt sofort das nächste Hindernis. Wie in der obigen Tabelle zu sehen ist, bezeichnet die Endung -loge ein männliches Substantiv, wie z.B. “der Psychologe”. Trotzdem sagt man “Ich treffe jetzt den Psychologen.” Was zur Hölle? Warum ist “der” jetzt “den” und warum gibt es ein Suffix von -en in Psychologe? Nun beginnt ein Spiel mit den Fällen Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ und Singular/Plural. Die Artikel können sich in diesen verschiedenen Szenarien ändern, ebenso wie die Endungen der Nomen. Die untenstehende Tabelle dient zur Erklärung dieses Spiels und man kann sich sicher sein, dass die Deutschen Regeln und Ordnung in diesem Fall ohne Ausnahmen einhalten.
Nominativ | Genitiv | Dativ | Akkusativ | |
männlich “der” |
der | des | dem | den |
weiblich “die” |
die | der | der | die |
neutral “das” |
das | des | dem | das |
plural “die” |
die | der | den | die |
Nach der Lernerei, dem Auswendiglernen, dem Versuch zu verstehen und daraus eine Logik zu ziehen, könnte ein Besuch beim Psychologen die letzte Rettung sein. Ob man nun auswendig lernt oder der eigenen Intuition folgt – man entscheidet selbst!